Am Barther Hafen liegt eine leblose Person am Ufer. Die Retter treffen ein und beginnen sofort mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Doch der vermeintliche Notfall am Mittwochmittag war glücklicherweise nur eine Übung. Sechs angehende Notfallsanitäter probten rund drei Stunden lang den Ernstfall. „Wir spielen heute mehrere Szenarien durch“, berichtet Praxisanleiter Jan Haß von der Rettungswache Stralsund, der mit seinem Barther Kollegen Alexander Schumacher den Übungstag vorbereitet hatte. „Wir proben auch Techniken der Wasserrettung, das Zusammenspiel zwischen Rettungsdienst und Feuerwehr, die Kommunikation unter den Kollegen und spielen durch, welche Maßnahmen direkt vor Ort durchgeführt werden können“, sagt Jan Haß. Die Spundwand am Hafen sei sehr hoch und stelle für die Retter eine Herausforderung dar. „Wir achten vor allem darauf, dass die Auszubildenden nach den Standardarbeitsanweisungen handeln, denn durch diese einheitlichen Standards wird die beste Versorgung für den Patienten garantiert“, erklärt der Stralsunder Praxisanleiter.
Die sechs Auszubildenden kommen von der Bundeswehr und vom Eigenbetrieb Rettungsdienst des Landkreises Vorpommern-Rügen und machen ihre schulische Ausbildung an den beiden Privaten Beruflichen Schule ecolea in Neubrandenburg beziehungsweise in Warnemünde. Maximilian Fesseler ist bei der Bundeswehr und im dritten Lehrjahr. Neben der Schule gehöre auch der praktische Teil beim Rettungsdienst und in Kliniken zur Ausbildung. Übungen, wie diese am Mittwoch am Barther Hafen, seien wichtig, um spezielle Notfallsituationen zu proben und um im Ernstfall gut vorbereitet zu sein. Denn als Notfallsanitäter müsse man sich auf sehr viele unterschiedliche Situationen einstellen. „Und auch jeder Patient reagiert anders“, berichtet Jan Haß. Immer häufiger komme es leider auch vor, dass die Retter von Passanten beschimpft und beleidigt werden. Da werde man unter anderem angepöbelt, weil der Rettungswagen im Weg stehe und man Platz machen soll. „Das ist in den vergangenen Jahren definitiv schlimmer geworden. Die Hemmschwelle ist da auf jeden Fall gesunken“, sagt Jan Haß.
Leblose Person im Hafenbecken
Am Barther Hafen ernten die angehenden Retter glücklicherweise nur interessierte Blicke. Spannend wurde es vor allem als das Rettungsboot der Freiwilligen Feuerwehr Barth zum Einsatz kam. William Gaeth, Auszubildender im ersten Lehrjahr, spielte das Opfer und sprang mit einem Spezialanzug der Feuerwehr ins kalte Wasser. Das Szenario: Eine leblose Person treibt im Hafenbecken, muss gerettet und reanimiert werden. Lob gab es vom
Praxisanleiter Jan Haß. „Die Auszubildenden machen ihre Sache gut.“ Klar gebe es noch den ein oder anderen Schnitzer, aber dafür sei eine solche Übung schließlich auch da. So sei es beispielsweise wichtig, dass das Material immer griffbereit neben dem Sanitäter liege und dieser nicht erst über den Patienten greifen müsse. „Dafür gibt es auch ganz klare Vorgaben, an die man sich halten muss“, erklärt Jan Haß.
Die Reanimationen werden alle an einer speziellen Übungspuppe geprobt sowie mit einem Übungsgerät. Auf einem kleinen Display kann Praxisanleiter Alexander Schumacher unter anderem sehen, ob die Herzdruckmassage auch mit dem richtigen Druck ausgeübt wird. Solche Übungstage seien in der Ausbildung keine Seltenheit. Sie würden regelmäßig durchgeführt, damit die Auszubildenden so gut wie möglich auf ihren Beruf vorbereitet werden.
Quelle: Ostsee-Zeitung